Einige Wochen später gingen wir zum nächsten Ultraschall und bemerkten, dass eines der Bläschen nicht so zu wachsen schien wie das andere. Die Ärztin sagte, dass ein Ei sich wohl nicht weiter entwickeln würde. Dennoch sollten wir noch etwas warten, denn eine Woche später hätten wir einen weiteren Ultraschall-Termin, dann aber bereits beim Gynäkologen. Schauten wir gerade einem unserer Zwillinge beim sterben zu? Sollte das alles ein riesengroßer Witz sein? Meine innere Vaterfigur wurde wütend. Sehr wütend! Und traurig...unendlich traurig. Wie es meiner Frau wohl ging? Sie trug schließlich die Beiden bereits in sich. Für sie musste dies doch 100 mal schlimmer sein. Also gut Vaterfigur: Aufstehen, Brust raus und Augen gerade aus. Du wirst gebraucht!
Meine Frau und ich sprachen viel miteinander. Nahmen uns in den Arm und trösteten uns. Ich versuchte immer wieder deutlich zu machen, dass sie keinerlei Schuld daran trug und solche Dinge nun mal passieren. Dies lag außerhalb allem was wir kontrollieren konnten.
Der Ultraschall-Termin beim Gynäkologen bestätigte dann was die Ärztin bereits vermutete. Einer der Embryos würde sich nicht mehr weiter entwickeln und mit der Zeit einfach verschwinden. Meine Frau würde eventuell eine leichte Blutung bemerken sobald der Körper diesen Ausscheiden würde. Ich versuchte mir vorzustellen wie sehr meine Frau gerade leiden musste. Was sie empfinden und ertragen musste. Ich konnte es ihr nicht nehmen, dass war mir bewusst, aber meine Güte haben wir Männer es vergleichsweise
leicht.
Nun waren wir also dem Punkt an dem wir uns zu früh gefreut hatten. Wir informierten alle die von der Schwangerschaft wussten über den Verlust und alle standen uns bei. Um ehrlich zu sein habe ich es immer etwas heruntergespielt: "Wir kannten ja das Risiko", "Sowas passiert sehr oft bei einer künstlichen Befruchtung", etc. Ich dachte ich könne meiner Frau so etwas von dem Schmerz nehmen doch wir beide wussten, dass es verdammt weh tat.
Wir fingen uns jedoch recht schnell wieder und freuten uns, dass der andere Embryo sehr gut wuchs und sich hervorragend entwickelte. Während meine Frau auf einiges verzichten musste änderte sich für mich überhaupt nichts. Dies lag jedoch auch daran, dass meine Frau keinerlei Probleme mit der Schwangerschaft hatte. Keine Übelkeit, keine extremen Gelüste oder Ähnliches.